Der Havellandradweg gehört zu den bedeutendsten Radrouten der Region – anders als der Havelradweg, der der Flusslinie folgt, durchquert er das Havelland mittendrin. Die Tour startet am ICE-Bahnhof Berlin-Spandau oder alternativ eine Station weiter am S-Bahnhof Staaken, wo die Stadt langsam ins Ländliche übergeht. Schon nach wenigen Kilometern tauchen wir in den Spandauer Forst ein und folgen dort einem Abschnitt des Berliner Mauerwegs – ein geschichtsträchtiger Auftakt durch stille, von Licht durchflutete Waldstücke. In Schönwalde öffnet sich die Landschaft, und entlang des Krämer Forsts beginnt der sogenannte Dörferkranz.
Hier reiht sich ein havelländisches Dorf ans nächste: Wansdorf, Pausin, Perwenitz und schließlich Paaren im Glien mit seinem gepflegten Dorfanger. Es geht auf ruhigen Straßen durch Felder und Wälder, die Geräusche der Stadt sind längst verklungen. Vor Nauen erhebt sich am Horizont die historische Großfunkstelle mit ihren markanten Sendemasten – hier wurde einst Radiogeschichte geschrieben. Nauen selbst passieren wir zügig und rollen weiter Richtung Ribbeck, jenem berühmten Ort mit dem Birnbaum, dem Fontane ein Denkmal setzte. Cafés, Kopfsteinpflaster, alte Linden – Ribbeck lädt ein zur Rast.
Hinter Ribbeck weitet sich das Land, und wir tauchen ein in das Havelländische Luch – eine alte Moorlandschaft, im 18. Jahrhundert durch Friedrich den Großen trockengelegt. In weiten Schleifen führt der Weg durch stille Dörfer: Senzke, Kriele und Kotzen, letzteres mit einem Namen, der zwar belustigt, aber slawischen Ursprungs ist und nichts mit Übelkeit zu tun hat. Nach Kotzen verlassen wir die Luchlandschaft, und die Strecke führt in eine lange, schattige Waldpassage. Wer noch Zeit und Kraft hat, kann von Senzke einen Abstecher nach Ferchesar machen – dort lockt der Hohenauener-Ferchesarer See mit einer Badestelle nahe der Kirche. Im Sommer eine willkommene Erfrischung.
Kurz darauf erreichen wir Rathenow, das mit Kanälen durchzogen ist und mit einer zentral gelegenen Kirche auf einer Insel überrascht. Auch der Optikpark, der an das Wirken der lokalen optischen Industrie erinnert, und der Bismarckturm lohnen einen Abstecher. Wer noch nicht genug hat, kann die Tour bis nach Havelberg verlängern – über Felder, durch Wälder, am Wasser entlang, stets in Bewegung. Die Rückreise von dort erfolgt über den Bahnhof Glöwen. Doch auch Rathenow bietet mit seiner guten Bahnanbindung eine ideale Rückfahrtmöglichkeit nach Berlin. Und so endet eine Tour, die das Havelland in seiner ganzen Vielfalt zeigt – mit Wald, Luch, Geschichte und stillen Dörfern unter weitem Himmel.