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Mitten im dichten Wald westlich von Spandau erhebt sich unauffällig der Hahneberg, in dessen Innerem das Fort Hahneberg verborgen liegt. Dieses Artilleriefort, 1888 fertiggestellt, gehörte zur Verteidigungsanlage der Festung Spandau und sollte einst die südwestliche Flanke der preußischen Hauptstadt schützen. Heute ist es ein stiller Zeuge vergangener Militärgeschichte, zugleich Lebensraum seltener Fledermäuse und Teil eines geschützten Naturschutzgebiets.
Entstehung und militärischer Zweck
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 begannen die Bauarbeiten im Juli 1882 und endeten mit der offiziellen Inbetriebnahme im Jahr 1888. Spandau hatte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der preußischen Rüstungsindustrie entwickelt: Pulvermühlen, Geschützguss und die mächtige Zitadelle prägten das Bild der Stadt. An ihren Rändern sollten Befestigungen wie das Fort Hahneberg dafür sorgen, dass dieses Rückgrat der Militärmacht unverletzt blieb.
Das Fort Hahneberg war Teil eines Festungsrings: Im Falle eines Angriffs wären zwischen den Forts Verteidigungslinien gezogen worden, versorgt aus den benachbarten Werken. Nach der Planung hätten die Forts in einem Abstand von etwa vier Kilometern zueinander gelegen.
Architektur und Anlage
Entworfen nach dem von General Hans Alexis Biehler entwickelten “Schemafort”, folgt das Werk einem sechseckigen Grundriss, der in den natürlichen Hügel hineingeschnitten wurde. Der Eingangsbereich – die so genannte Kehle – ist bis heute der verwundbarste Punkt des Forts. Ihre Spitze zeigt in die Richtung, aus der einst ein Angriff erwartet wurde: in den Südwesten.
Unter dicken Erdschichten liegen die unterirdischen Kasernen, Pulvermagazine und Infanteriestellungen, geschützt vor feindlichem Feuer. Auf der Kappe, dem höchsten Punkt des Forts, ruhten einst die Geschütze, während die Gräben darunter für den Nahkampf ausgelegt waren. Durch die Versenkung in das Terrain und die zurückhaltende Mauerwerksgestaltung verschmilzt das Fort noch heute mit dem bewaldeten Hügel.
Von der Kehle aus gesehen führte auf der linken Seite ein langer unterirdischer Gang ins Freie, über den mittels Aufzügen Nachschub und Munition direkt in die Kampfzone gelangte.
Brisanzgranatenkrise
Bereits bei seiner Fertigstellung galt das Fort als veraltet: Die rasante Entwicklung gezogener Geschütze und die Einführung von Sprenggranaten hatten die Wirksamkeit solcher Festungstypen stark eingeschränkt. Von den ursprünglich fünf geplanten Schwesterwerken wurde nur dieses eine realisiert, der Rest fiel der sogenannten „Brisanzgranatenkrise“ zum Opfer, bevor überhaupt weitere Bauarbeiten beginnen konnten.
Nutzungsphasen
Nach der Fertigstellung diente das Fort zunächst als Kaserne und Disziplinargefängnis für preußische Gardeeinheiten. Im Kaiserreich blieb es noch lange als Lager- und Ausbildungsstätte in Betrieb. In der Weimarer Republik nutzte die Reichswehr das Werk, zeitweise sogar heimlich zur vormilitärischen Schulung von Segelflugpiloten.
Unter der nationalsozialistischen Wehrmacht ab 1934 fungierte es erneut als Kasernengelände; später lagerten hier Wehrmedizin-Archive und Luftüberwachungseinheiten. In den letzten Kriegstagen 1945 richtete man ein Notlazarett ein, dennoch blieb die Bausubstanz weitgehend erhalten. Es wird vermutet, dass im Fort auch Erschießungen von Kriegsdienstverweigerern oder Deserteuren stattfanden.
Nach dem Krieg fiel das Fort in die Zuständigkeit der DDR und lag ab 1961 im Sperrgebiet des Mauerstreifens, wodurch es Jahrzehnte im Dornröschenschlaf verharrte.
Wiederentdeckung nach der Wende
Erst nach der Wende wurde das Fort 1990 unter Denkmalschutz gestellt. Die 1993 gegründete Arbeits- und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg e. V. (ASG) begann mit ehrenamtlichen Sanierungsarbeiten und organisiert bis heute Führungen durch die Gewölbe. Berühmt wurde das Fort zudem als historischer Drehort für Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ (2008).
Fledermäuse und Naturschutz
In den kühlen, konstant temperierten Gängen haben sich zahlreiche Fledermausarten eingenistet: Vom Großen Mausohr bis zur seltenen Bechsteinfledermaus finden hunderte Tiere hier ideale Quartiere. Seit 2009 stehen Fort Hahneberg und seine Umgebung unter Naturschutz und gehören zum europäischen Natura-2000-Netzwerk. Halbtrockenrasen, Schluchtwälder und die streng geschützten Fledermäuse machen das Gelände heute zu einem bedeutenden Biotop, das im Rahmen von BatCity Berlin und NABU-Zählungen regelmäßig betreut wird.
Durch den rechten Außenbereich des Forts (wieder von der Kehle aus gesehen) führt ein Weg, und die dortigen Gräben sind völlig der Natur überlassen. Zwei Aussichtspunkte – ähnlich Skywalks – eröffnen den Besuchern einen spektakulären Blick: Man schwebt förmlich über den wildromantischen Gräben, ein beeindruckendes Erlebnis.