Havelland Touren
Spuren der Ziegelindustrie

Ehemalige Ziegeleien

Diese Seite zeigt Standorte ehemaliger Ziegeleien, die vor rund 150 Jahren das Bild im Havelland prägten. Grundlage der Liste sind alte Messtischblätter von Arcanum, auf denen mal ein Schornstein, mal der Umriss eines Ringofens eingezeichnet ist. Die Auswahl ist nicht vollständig, sondern will vor allem den Umfang und die Dichte der einstigen Ziegelindustrie im Havelland veranschaulichen. Dabei fällt auf, dass sich gerade im Bereich der mittleren Havel – zwischen Potsdam, Brandenburg an der Havel und Rathenow sowie an den Beetzseen – besonders viele, große und leistungsfähige Ziegeleien konzentrierten. Warum war ausgerechnet hier das Zentrum der brandenburgischen Ziegelproduktion?


Blütezeit der Ziegelindustrie

Die Gründe liegen in der Entwicklung der Ziegelwirtschaft zwischen 1850 und 1900. Mit dem Hoffmann’schen Ringofen, patentiert 1858, konnte nun kontinuierlich gebrannt und in nie gekannter Menge produziert werden. Der entscheidende Markt war Berlin, das in der Gründerzeit rasant zur Millionenmetropole anwuchs. Millionen Ziegel wurden über die Havel und den Beetzsee in die Hauptstadt verschifft, und entlang der mittleren und unteren Havel entstanden zahlreiche Ziegeleien. Besonders im Bereich von Potsdam bis Rathenow entwickelte sich ein Gürtel großer Werke mit Ringöfen, die ganze Landschaftszüge prägten. Diese Betriebe beanspruchten weite Flächen für Öfen, Trockenschuppen, Lagerplätze und Hafenanlagen. Weiter nördlich, im Rhinluch und an der unteren Havel, waren die Ziegeleien zwar ebenfalls zahlreich, doch meist kleiner, seltener mit Ringöfen ausgestattet und insgesamt kleinteiliger organisiert. Auch in anderen Teilen Brandenburgs gab es zahlreiche Ziegeleien, etwa im großen Zehdenicker Revier, um Eberswalde oder in der Niederlausitz. Im Vergleich dazu sticht die mittlere Havel jedoch durch die besondere Dichte und Größe ihrer Werke hervor.


Krise und Anpassung

Der Börsenkrach von 1873 beendete den ersten Gründerboom abrupt. Der Bau flaute ab, die Nachfrage sank, und viele Ziegeleien hatten plötzlich Überkapazitäten. Kleinere Betriebe verschwanden, während kapitalkräftige Werke mit Ringöfen und guter Lage überlebten. Dennoch blieb das Havelland in dieser Zeit die wichtigste Ziegelkammer Berlins und prägte mit seinen roten und gelben Steinen das Stadtbild der Gründerzeitviertel bis weit ins 20. Jahrhundert.


Niedergang der Ziegeleien

Das sogenannte „Ziegeleisterben“ setzte bereits um 1900 ein, als neue Baustoffe wie Kalksandstein und später Beton den traditionellen Ziegel zunehmend verdrängten. Viele kleinere Ziegeleien im Havelland gaben die Produktion in dieser Zeit auf, während größere Werke sich noch eine Weile behaupten konnten. Der Erste Weltkrieg, die Krisen der Zwischenkriegszeit und schließlich der Zweite Weltkrieg verstärkten den Niedergang. Nach 1945 erlebte die Ziegelproduktion zwar noch einmal einen Aufschwung durch den Wiederaufbau, doch mit der Hinwendung zum Plattenbau und Beton in den 1960er Jahren verschwanden die meisten Ziegeleien endgültig. Heute erinnern nur noch Relikte und museal erhaltene Anlagen an die einstige Ziegelhochburg an der Havel.

Karte

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Für den Bezug der Geodaten der NSG und Gewässer, Biotopklassifikationen und weiterer Daten siehe Literatur/Quellen