Die Tour beginnt in Kleßen im Ländchen Rhinow, das sich sanft aus den Niederungen des Riesenlochs erhebt. Am leuchtend roten Haus an der Straße nach Rhinow liegt das 1Spielzeugmuseum Kleßen, dahinter erhebt sich die 2alte Dorfkirche. Gleich danach führt uns eine Straße an Einfamilienhäusern vorbei, bis wir rechts dem Schild "Naturlehrpfad Kleßen" folgen können.
Granitblöcke sind in den Boden eingelassen, lange Streifen, über die wir hinwegsteigen. In sie sind Worte eingraviert: verwundet, wirklich, wunderlich, wunderbar, verwunschen, wundersam, verwandelt.

Eine Stele mit der Aufschrift „BUGA 2015“ verweist zumindest auf das Entstehungsdatum. Links davon entdecken wir eine Infotafel zur „Park-Tour Havelland“.
Wir befinden uns nun in der alten Parkanlage von Kleßen – dem englischen Landschaftspark, der 1797 von Ludwig Friedrich Wilhelm Graf von Bredow angelegt wurde. Wie uns die Infotafel erklärt, hatte der Garten in seiner ursprünglichen Komposition mit Grotte, Teehaus und Aussichtsturm jedoch nur eine kurze Blütezeit. Im Wald zwitschert es, während wir unter mächtigen Buchen mit dicken Stämmen dahinwandern. Dann passieren wir einen dichten Fichtenhain und gelangen kurz darauf in einen herrlichen Laubmischwald. Mehrere Wege zweigen hier ab. Ein schmaler Pfad führt geradeaus und lockt uns einen Hügel hinauf. Das ist der Weg zum Weinberg – kein offizieller, auch bei Komoot nicht verzeichneter Pfad, vielleicht nicht mehr als eine Wildwechseltrasse.
Auf dem Gipfel des Weinbergs finden wir, etwas versteckt, einen Tisch mit zwei Bänken. Der Abstieg führt frei durch den lichten Nadelwald, der den Hang des Berges bedeckt. Die Wipfel werden lichter, Sonnenstrahlen und Tageswärme erreichen uns – und rechts von uns öffnet sich der 3Zugang zum Kleßener See.

Ein schöner Ort. Das Wasser ist klar, vom See wehen Zirpen und der Gesang der Wasservögel herüber. Alles ist so friedlich, dass man gar nicht weiterziehen möchte. Vor dem Wasser steht ein Baum, auch hier sind in Steinquadern Worte eingraviert: Kind – Heit – Traum – Liebe – Baum.
Nur wenige Schritte weiter nördlich erreichen wir die 4offizielle Badestelle. Hier gibt es eine Bank mit der Aufschrift "Rentnerbank", ein Klettergerüst, eine Toilette, Papierkorb, Mülleimer, und der Einstieg ins Wasser ist mit Sand befestigt. Einige ältere Gebäude mit aufgemalten Seepferdchen erinnern an die Nutzung zu DDR-Zeiten. Auch eine Station des Sternenparks befindet sich hier.

Nun geht es weiter. Vorbei an der Kindheit-Liebe-Traumbaum-Bank verläuft der Weg zwischen Wald und Feld und steigt sanft an.
Das Feld – eigentlich eine Wiese voller Wildgräser und Mohnblumen – wird umrundet. Hinter einem Baumstreifen am südlichen Ende schimmert das frische Blau des Sees hindurch.
Bevor wir dem schönen und so unbekannten, weil einsam liegenden Kleßener See den Rücken kehren, wollen wir ihm noch einmal nahe sein.
Am Rand einer zweiten Wildwiese gehen wir Richtung See und laufen ein gutes Stück durch dichten Wald in Sichtweite des Wassers.
Am westlichen Ende entdecken wir noch einen weiteren Zugang zum Wasser. Auf der Nordseite verläuft die Verbindungsstraße zwischen Kleßen und Rhinow, ab und an hören wir ein Auto vorbeifahren.

Nun geht es südwärts. Wir stoßen auf einen Querweg, hinter dem lautes Quaken einen Wassergraben vermuten lässt. nach rechts verläuft ein Plattenweg zur Landstraße. Wir nehmen den Forstweg nach links. Links von uns erhebt sich die kiefernbestandene Kuppel des 50 m hohen Rohrbergs. Dieser Waldabschnitt ist wunderbar ungepflegt – eine Baumart löst die nächste ab, Farne und Gräser bedecken den Boden, Büsche und Gehölze verdecken die Sicht.

Eine Libellenfamilie tanzt über dem Weg und begleitet uns ein Stück. An einer Wegkreuzung gehen wir geradeaus weiter. Frische Traktorspuren und der Duft von Kiefernholz kündigen an, was wir bald sehen: Große, aufgeschichtete Klafter frisch geschlagenen Holzes am Wegesrand. Der Boden ist stark aufgewühlt – wir sind in einem Wirtschaftswald.
Dann öffnet sich der Blick, und in etwa einem Kilometer Entfernung sehen wir vereinzelt stehende Häuser – das ist der Weiler Dickte, der unser nächstes Ziel ist. Die Landschaft zwischen Friesack, Rhinow und Stölln ist wunderhübsch – eine Region eiszeitlicher Hügel, eingebettet zwischen den Luchgebieten des Urstromtals - das Rhinower Ländchen.
Die Handvoll Häuser von Dickte verstreut sich in der offenen Landschaft. Wir sehen zwei große, lang gezogene Scheunen und ein hübsch renoviertes Wohnhaus, vor dessen Eingangstreppe eine Skulptur steht.

Von Dickte führt uns die asphaltierte Verbindungsstraße zurück nach Kleßen. Ein reiner Waldweg wäre wohl schöner, doch auch diese Strecke hat ihren Reiz: kaum befahren, mit Waldrand und einer Passage durch eine Baumallee zwischen Feldern, die sich auch hier einen Hügel hinaufziehen. In der Ferne kreist ein Raubvogel – vermutlich hat er den See im Blick, auf der Suche nach Beute.
Bei den ersten Häusern von Kleßen biegen wir rechts in den Gartenweg ein, der uns parallel zur Asphaltstraße führt. Vor uns sehen wir das Dach des Kleßener Schlosses aus den Baumkronen ragen. An einem halben Dutzend Einfamilienhäusern vorbei nähern wir uns dem 5Schloss.
Das Schloss kann gemietet werden. Ganz bezaubernd ist der Innenhof, der von Backsteinhäusern umrahmt wird. In der Mitte ragt der Taubenturm empor, umrankt von Rosen – als wolle Schneewittchen sogleich ihr Haar herablassen.

Wir verlassen diesen märchenhaften Ort durch das Tor auf der Rückseite und gehen rechts. Dort entdecken wir die liebevoll restaurierten Gebäude, in denen auch das Spielzeugmuseum Kleßen untergebracht ist.
Hier endet unsere Tour.