Das Westhavelland ist ein eigensinniges Stück Erde – geprägt von Sümpfen, und Mooren , die sich seit der Eiszeit dem Zugriff des Menschen widersetzten. Nur die sanften Erhebungen, die aus den feuchten Niederungen herausragten, waren bewirtschaftbar. Eine dieser Inseln ist Buckow im Havelland, früher nur über einen schmalen Damm erreichbar und lange Zeit vom Wasser umgeben. Nach der gewaltsamen Christianisierung der Region durch Albrecht den Bären im 12. Jahrhundert entstand hier eine erste Siedlung germanischer Prägung. Im 14. Jahrhundert wurde die heutige Wallfahrtskirche errichtet – finanziert durch Ablassgelder und inspiriert von einer wundersamen Hostie, die in der alten Dorfkirche Blutspuren gezeigt haben soll.
Fackeln im Turm wiesen einst den Pilgern den Weg durch das nächtliche Moor, und auch heute noch beginnt hier ein ganz besonderer Pfad: der Pilgerweg von Buckow. Er führt westwärts durch lichte Haine aus Kiefern, Birken und Eichen – sechs Stationen säumen den Weg, jede mit tiefem Bezug zur Landschaft. Wer den Flyer aus dem Kasten an der Kirche mitnimmt, erfährt nicht nur von Eis, Wasser und Sand, sondern auch von Kampf, Glück, Erde und Feuer – die großen Kräfte, die das Land geformt haben. Der Weg ist mehr als ein Spaziergang: Er ist eine Einladung, die Geschichte zu betreten und die stille Würde dieser Landschaft zu entdecken.
Denn das Havelländische Luch, so karg und schwer zu bestellen, ist doch ein weiter Raum von stiller Schönheit. Saure Böden ließen hier nie reichen Ertrag zu, aber das Grünland blüht – ein unendliches Meer aus Halmen und Blüten, durchzogen von schmalen Wegen und unterbrochen nur vom Flug der Vögel. Für Ornithologen ist die Region ein verborgener Schatz: Hier in der Nähe balzen im Frühjahr die seltenen Großtrappen – mit aufgestelltem Gefieder und weißem Bauch wirken sie wie vergessene Geschöpfe aus einem anderen Zeitalter. Wer im Mai zur rechten Stunde kommt, erlebt ihr Schauspiel als wortlosen Höhepunkt dieser Wanderung.
An Station 4 – sie trägt den Titel Glück – wartet eine Bank mit weitem Blick über das weidende Grasmeer. Man sitzt, hört das Zirpen der Grillen, das Rufen der Lerchen, und glaubt für einen Moment, dass die Erde flach ist – denn hier scheint sie zu enden. Der Horizont verschmilzt mit dem Himmel, die Gedanken schweigen. Am Ende dieses Weges ist man nicht nur anders gegangen, sondern auch anders angekommen.
Für den Bezug der Geodaten der NSG und Gewässer, Biotopklassifikationen und weiterer Daten siehe
Literatur/Quellen