Linum – das „Storchendorf“ – entfaltet seine wahre Magie im Herbst, wenn Tausende Zugvögel auf ihrem Weg gen Süden Station machen. Im kleinen Ort nahe Kremmen, umgeben von stillen Teichen und weiten Wiesen, scheint die Zeit langsamer zu fließen, besonders dann, wenn der Himmel von Formationen aus Kranichen und Wildgänsen durchzogen wird. Die Tour beginnt an der alten Dorfkirche, deren stiller Charme gut zu der friedlichen Landschaft passt, und führt uns über einen kleinen Graben am nördlichen Ortsrand entlang.
Schon bald erreichen wir die Teichlandschaft, die aus einstigem Torfabbau hervorgegangen ist – Relikte einer Zeit, als der Linumer Torf als Brennmaterial für Haushalte und Ziegeleien diente. Die alten Gruben wurden in den 1950er Jahren geflutet, wodurch ein einzigartiges Biotop entstand, das heute unzählige Vogelarten beheimatet. Auf dem breiten Hauptweg zwischen den Teichen öffnen sich immer wieder Blicke aufs Wasser, und Beobachtungshütten bieten Gelegenheit, das gefiederte Schauspiel in aller Ruhe zu verfolgen. Besonders eindrucksvoll ist es im Herbst, wenn die Luft von Rufen erfüllt ist und die Sonne hinter den Vogelschwärmen untergeht.
Der Rückweg lässt sich individuell gestalten – entweder entlang der bekannten Strecke oder auf einem schmaleren Pfad, der sich auf der Rückseite der Teiche entlangwindet. Je nach Wetter verwandelt sich dieser Abstecher in ein kleines Abenteuer, denn die unbefestigten Wege können feucht und rutschig sein. Doch die Einsamkeit lohnt sich: Weite, von Schilf gesäumte Wasserflächen, das ferne Trompeten der Kraniche, und das sanfte Licht über dem Luch lassen den Atem stiller werden. Wer genau hinhört, vernimmt auch das Rascheln der Schilfhalme im Wind – ein Flüstern der Landschaft.
Zum Abschluss der Tour lohnt sich ein Besuch in der Storchenschmiede, einem liebevoll gestalteten Naturinformationszentrum. Zur Zeit des Vogelzugs lodert hier am Abend ein Feuer, an dem man sich mit heißer Suppe oder einem warmen Getränk stärken kann. Während die Dämmerung herabsinkt und sich die Teiche in Nebel hüllen, sammeln sich Menschen und Vögel gleichermaßen zu einem stillen Abschied vom Tag. Wenn die Kühle der Nacht einsetzt, rücken die Gruppen enger zusammen, Stimmen senken sich, und über allem liegt ein Hauch von Abschied und Aufbruch.
Für den Bezug der Geodaten der NSG und Gewässer, Biotopklassifikationen und weiterer Daten siehe
Literatur/Quellen