Mit dem Havelland ist es so eine Sache. Touren zu finden, die abwechslungsreich sind und von A bis Z Genuss versprechen, ist eine Herausforderung; man muss eben mit Entdeckerlust unterwegs sein und sich darauf einstellen, dass es im Havelland nicht immer direkte Verbindungen zwischen zwei Punkten gibt.
Und dazu gibt es auch noch Bereiche, die man einfach meiden möchte. Der Windpark südlich von Nauen ist so ein Gebiet, das ich am liebsten in den blinden Fleck verschiebe. Auch wenn ich Strom aus Wind für eine absolut sinnvolle Form der Energiegewinnung halte – wenn ich es mir aussuchen kann, laufe oder radle ich nicht unbedingt zwischen den Windrädern.
Heute habe ich bewusst eine Tour durch den Park gemacht, um die Orte dort kennenzulernen. Und auch, weil eine Radtour, die auf den Tourismusportalen als „Nauener Dreieck“ angepriesen wird, meiner Meinung nach nach einer Verbesserung verlangt. Das Nauener Dreieck führt von Nauen über die L91 (straßenbegleitender Radweg) durch den Windpark nach Groß Behnitz. Von dort geht ein wunderbarer Radweg durch den Wald nach Ribbeck, und von Ribbeck kommt man über eine ehemalige Bahntrasse zurück nach Nauen.
Das Problem an dieser Strecke ist, dass die Orte Nauen, Ribbeck und Groß Behnitz allesamt einen Besuch wert sind, die Verbindungen zwischen ihnen aber weniger reizvoll. Die Waldstrecke von Groß Behnitz nach Ribbeck ist eine Ausnahme, doch die Abschnitte entlang der Straße oder der schnurgeraden Bahntrasse von Ribbeck nach Nauen bieten wenig Abwechslung. Für mich wirkt die Tour, als sei sie am Reißbrett – oder auf Komoot – entworfen worden, ohne sie wirklich geradelt zu sein.
Meine eigene Streckenführung macht aus dem Dreieck ein Viereck und führt zusätzlich über die unscheinbaren Dörfer Markee, Markau, Schwanebeck und Quermathen. Die Fahrt von Nauen nach Markee verläuft auf Asphalt, später wechseln sich Schotter, Asphalt und kurze Stücke verdichteter Fahrwege ab.
Für mich waren diese Dörfer eine Entdeckung. Sie liegen zwischen Feldern und der Bahnlinie Spandau–Rathenow und sind dadurch fast verkehrsfrei geblieben. An den Feldwegen locken im Sommer Pflaumen und Mirabellen, und die Dorfkirchen sind allesamt sehenswert – besonders die alte Fachwerkkirche in Markee mit der Gruft eines Bredower Adelsmannes. Die Familie von Bredow war über Jahrhunderte eine der einflussreichsten Adelsfamilien im Havelland.
Spannend sind auch die Gerichtslinden westlich von Markee. Nicht, dass die Bäume besonders eindrucksvoll sind (ich konnte den Wuchs nicht beurteilen, da der Stamm lindentypisch zugewuchert ist), aber die Geschichten zu den Gerichten, die unter Bäumen gehalten wurden, sind spannend und haben meinen Horizont erweitert.
Natürlich gibt es auch die bekannten Highlights wie das Landgut Stober mit der Borsig-Gruft in Groß Behnitz oder den berühmten Gutsort Ribbeck. In Ribbeck kehre ich gerne in der Dorfschule ein, die weniger überlaufen ist als das Waschhaus-Café in der ehemaligen Brennerei derer von Ribbeck.
Auch für Nauen habe ich mir diesmal Zeit genommen. Meine ersten Besuche vor einigen Jahren waren eher verhalten, damals trübten laute Gestalten in der Innenstadt den Eindruck. Doch diesmal hat mir Nauen gefallen: die Fachwerkhäuser in der Goethestraße, die Stadtkirche St. Jacobi und das barocke Barz’sche Haus daneben, das die verspielte Architektur auf die Spitze treibt. In der Wallgasse habe ich die hübschen alten Fachwerkhäuser am Kopfsteinpflaster fotografiert – und bin, nicht zum ersten Mal, mit der sprichwörtlichen Brandenburger Direktheit darauf angesprochen worden. Nach einem kurzen Austausch über Urheberrecht und Panoramafreiheit entwickelte sich daraus aber ein freundliches Gespräch über Häuser, Alter und Bausubstanz.
Die Tour werde ich hier ins Portal aufnehmen. Die rund 33 Kilometer radeln sich angenehm, allerdings sind für die Schotterwege breite Reifen empfehlenswert.