Wir beginnen unsere Rundwanderung direkt am Bahnhof Neustadt Dosse, der mit der Regional-Express-Linie RE8 von Berlin-Spandau in etwa 45 Minuten bequem zu erreichen ist. Neustadt Dosse erstreckt sich als langgezogenes Straßendorf, das mit gepflegten Ein- und Mehrfamilienhäusern, Geschäften wie Lidl, Friseuren, einer Sparkasse sowie einigen Handwerksbetrieben den angenehmen Charme einer ländlichen Kleinstadt versprüht. Vom Bahnhof spazieren wir entlang der Hauptstraße durch den ältesten Teil des Ortes mit seinen malerischen Fachwerkhäusern. Auf unserem Weg passieren wir die imposante Herz-Jesu-Kirche, ein neugotischer Saalbau von 1906, und erreichen kurz darauf die historische Kreuzkirche, eine barocke Zentralbaukirche aus der Zeit von 1673–1696 mit oktogonaler Kuppel und hohem Turm, die einst als Simultankirche von Lutheranern und Hugenotten der nahegelegenen Spiegelmanufaktur genutzt wurde.
Nach diesem kurzen Ortsrundgang gelangen wir zum Forstamt Neustadt, dessen Gelände mit Schatten spendenden Bänken zum Verweilen einlädt. Gleich darauf überqueren wir zwei unterschiedliche Brücken über die Dosse: zunächst einen stillgelegten Altarm, anschließend den lebendigen Hauptlauf, der mit sanften Stromschnellen ein idyllisches Bild abgibt.
Unser Weg führt uns nun zum Landes- und Hauptgestüt Neustadt, das weithin als Herzstück der Pferdezucht in Brandenburg bekannt ist. Die Anlage umfasst zwei große Gestütszentren mit weitläufigen Weiden, Trainingsbereichen und Zuschauertribünen. Auf unserem Weg durchqueren wir eine langgezogene Kastanien- und Lindenallee, an deren Seiten Koppeln mit Brandenburger Warmblütern und anderen Pferderassen liegen. Das Gestüt wurde zwischen 1788 und 1791 unter Leitung von Carl Graf von Lindenau im frühklassizistischen Stil errichtet, und die gepflegten Alleen verleihen der Anlage bis heute eine besondere Atmosphäre.
Weiter südlich gelangen wir auf einen schattigen Forstweg, wo in den letzten Jahren gezielte Durchforstungen als Teil einer Klimaschutzmaßnahme durchgeführt wurden, um die Wälder widerstandsfähiger gegen Stürme und Schädlinge zu machen. Der Weg führt uns schließlich auf einen Deich entlang des ruhigen Dosse-Kanals, dessen Ufer mit bunten Wildblumen, Mohn und Brennnesseln bewachsen sind. Während wir dem sanften Vogelgezwitscher lauschen und gelegentlich das Plätschern eines Stellwerks hören, haben wir freien Blick auf die Häuser Neustadts und erkennen am Horizont deutlich die Turmspitze der Kreuzkirche.
Auf unserem Rückweg passieren wir den Spiegelberg, heute ein Internat, das aus einem historischen Gebäudeensemble hervorgegangen ist. Ursprünglich als Spiegelmanufaktur im Jahr 1685 von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg gegründet, produzierte sie bis 1840 hochwertiges Spiegelglas und wurde anschließend zur Kornmühle umgebaut. Zur Zeit der Spiegelherstellung siedelten sich hier viele Hugenotten an, und noch heute erinnern das Schloss, die Parkanlage und einige historische Kolonistenhäuser an diese bewegte Epoche.
Vom Schloss Spiegelberg schlendern wir schließlich durch eine ruhige Allee zurück in Richtung Bahnhof – ein entspannter Abschluss der Tour. Wer noch etwas Zeit hat, dem bieten das Wasserturm-Café oder der nahegelegene Waldgarten schöne Gelegenheiten zur Einkehr.