Das Landes- und Hauptgestüt Neustadt (Dosse) wurde 1788 von König Friedrich Wilhelm II. gegründet, initiiert durch seinen Reisestallmeister Carl Heinrich August Graf von Lindenau, um eine eigenständige Pferdezucht für Kavallerie und Landwirtschaft zu etablieren und somit teure Importe zu vermeiden.
Gründung und Aufbau
Zunächst als Landgestüt errichtet, diente es der staatlichen Versorgung mit Zuchthengsten, die anderen Gestüten zur Verfügung gestellt wurden. Kurz darauf entstand das Hauptgestüt, in dem Stuten gepflegt, Fohlen gezogen und Pferdenachwuchs gezüchtet wurde.
Die Gebäude des Landesgestüts stammen größtenteils aus den frühen Jahren nach 1788, während die historischen Stall- und Wohnanlagen im Hauptgestüt ebenfalls aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert datieren.
Prägende Stallmeister
- Graf von Lindenau (1755–1842): Maßgeblich an Gründung, Organisation und Zuchtausrichtung beteiligt, nutzte er Araber zur Verbesserung der Rassen.
- Carl von Brauchitsch (1755–1839): Erster Landstallmeister nach Lindenau, organisierte die Trakehner- und Kavallerie-Zucht weiter.
- Graf Siegfried von Lehndorff (1869–1956): Landstallmeister 1896–1906, brachte mit Vollbluthengst Dark Ronald entscheidende Zuchteinflüsse.
- Werner Freiherr von Senden (1865–1945): Führte das Gestüt ab 1912 durch die schwierigen Zeiten des Ersten Weltkriegs, organisierte trotz großer Herausforderungen die Versorgung der Pferde und stärkte die Brandenburger Zuchtlinie entscheidend mit bedeutenden Hengsten wie „Scheridan“ und „Mailand“.
Historische Entwicklung
Mit dem Aufkommen des Automobils sank der militärische Bedarf an Pferden, wodurch das Gestüt an offizieller strategischer Bedeutung verlor.
Während der DDR-Zeit wurde das Gestüt weitergeführt, das Brandenburger Warmblut als separate Zuchtlinie etabliert und Exportpferde für den internationalen Markt gezüchtet – vor allem über das Hengstdepot im Landgestüt.
Heutige Nutzung
Nach der politischen Wende 1990 übernahm das Land Brandenburg das Gestüt. 2001 wurde es als Stiftung des öffentlichen Rechts neu organisiert. Heute konzentriert sich die Anlage auf:
- Zucht und Ausbildung von Reit- und Fahrpferden
- EU-Besamungsstation und Hengstleistungsprüfung
- Ausbildung von Pferdewirten und Reitunterricht für Schüler (z. B. via Prinz-von-Homburg-Schule).
Reiter haben auch die Möglichkeit, im Schloss Spiegelberg zu übernachten, das direkt ans Gestütgelände angrenzt und als Internat genutzt wird.
Sehenswerte Gebäude
- Das frühklassizistische Landstallmeisterhaus (Landgestüt)
- Stallungen und Reithallen im Hauptgestüt (um 1788–1791 erbaut)
- Große Koppeln und Reittribünen
- Die Graf-von-Lindenau-Halle für Hengstparaden