Heute will ich endlich den großen Rundwanderweg in der Döberitzer Heide angehen. Mit über 20 Kilometern ist er deutlich länger als meine üblichen Touren. Nächste Woche steht allerdings eine Gruppenwanderung an, deren Tempo und Strecke ebenfalls über meinem Durchschnitt liegen, weshalb diese Runde ideal zum Trainieren ist.
Es ist 6:45 Uhr, als ich meine Tour am Parkplatz Sperlingshof starte. Ich habe reichlich Wasser dabei, denn es sollen heute bis zu 27°C werden. Meine Ausrüstung ist bewusst leicht: die Fuji XE4 mit einem 23-mm-Objektiv und einem kleinen, aber vielseitigen 50–230-mm Telezoom. Und natürlich Wasser! Obwohl ich Sorge habe, dass der Weg stellenweise sehr sandig und schwierig sein könnte, freue ich mich auf die Herausforderung.
Die Gräser stehen schulterhoch, und bei frischen 16°C am Morgen sind die Bedingungen perfekt. Ich folge den roten Pfeilmarkierungen, während mein Weg sich zwischen Waldstücken und weiten Heideflächen abwechselt. Immer wieder wechselt der Untergrund, mal lehmig, mal sandig – typisch Heide eben. Die Spuren von Tieren begleiten mich, und tatsächlich hoppelt ein Hase direkt vor mir davon, verschwindet hinter einem Absperrgitter der Kernzone.
Die ersten fünf Kilometer absolviere ich in 65 Minuten, ein gutes Tempo für den Start. Doch mit zunehmender Hitze und Strecke wird es ohnehin langsamer gehen. Der Weg führt an Zäunen entlang, was mich nicht stört – im Gegenteil, ich sehe darin einen Schutzraum für die Natur.
Am Horizont sehe ich bald das Sielmanns Natur-Erlebniszentrum Döberitzer Heide, ein ausgedehnter Bau, der über die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt informiert. Besonders faszinierend ist eine Infotafel, die erklärt, wie die militärische Nutzung des Gebietes spezielle Mulden geschaffen hat. Diese temporären Gewässer ermöglichen es seltenen Urzeitkrebsen, wie Triops cancriformis, seit Millionen Jahren zu überleben.
Nach etwa acht Kilometern erreiche ich den Rastplatz in der sogenannten „Wüste“. Ursprünglich wollte ich zur ersten Pause weiter bis zum Aussichtsturm laufen, doch hier ist die Aussicht so herrlich, dass ich mich für eine Rast entscheide. Eine Banane und ein paar Nüsse tun jetzt besonders gut, und ich genieße es, die Füße kurz aus den Schuhen zu befreien und einfach in die Landschaft zu blicken.
Gestärkt gehe ich weiter und erreiche nach gut drei Stunden schließlich den Aussichtsturm auf dem Finkenberg. Der Aufstieg lohnt sich: Die Aussicht reicht weit bis nach Berlin, und ich erkenne in der Ferne den Grunewaldturm, den Fernsehturm am Alexanderplatz und die Skyline der Hauptstadt. Hier oben mache ich eine zweite Pause, genieße die Stille und eine weitere Banane, bevor es weitergeht.
Die nächsten Kilometer wandere ich Richtung Osten, begleitet vom Zirpen der Zikaden und flatternden Schmetterlingen. Der Weg verläuft angenehm schattig unter Baumgruppen und später wieder in offenen Heideflächen, wo mir die Mittagssonne ordentlich zusetzt. Dennoch ist jeder Schritt eine kleine Befreiung, denn die gleichmäßige Bewegung hilft mir, überflüssigen mentalen Ballast abzuwerfen.
Nach 20 Kilometern und über fünf Stunden inklusive Pausen merke ich die Belastung deutlich in Füßen und Beinen. Aber die Vorfreude auf Cappuccino und Kuchen hält mich bei Laune. Besonders der letzte Abschnitt beim Giebelfenn, wo ich auf einer leichten Erhebung wandere und weite Ausblicke auf bunt blühende Wiesen und Baumgruppen genieße, macht den Abschluss zu einem Highlight.
Kurz darauf erreiche ich wieder den Parkplatz Sperlingshof. Müde, zufrieden und voller schöner Eindrücke freue ich mich jetzt auf eine Dusche und Kaffee und Kuchen.