Der Park Sanssouci in Potsdam ist so weitläufig, dass man seinen Besuch kaum einen Spaziergang nennen mag – vielmehr gleicht er einer kleinen Expedition durch Preußens Glanz und Gartenkunst. Rund sechs Kilometer legt man auf dieser Route zurück, die uns durch Alleen, über Hügel und vorbei an Wasserspielen führt – stets begleitet vom Charme eines Parks, der Geschichte atmet. Wir beginnen am westlichen Rand des Parks beim Neuen Palais, das zwischen 1763 und 1769 im Auftrag Friedrichs des Großen erbaut wurde, um nach dem Siebenjährigen Krieg Preußens Stärke zu demonstrieren. Architekten wie Carl von Gontard, Johann Gottfried Büring und Heinrich Ludwig Manger schufen ein prächtiges Gästeschloss, das heute ein Museum beherbergt.
Von dort aus führt unser Weg zur Orangerie – oder genauer: zum Orangerieschloss, das zwischen 1851 und 1864 unter Friedrich Wilhelm IV. entstand. Es diente einst der Überwinterung exotischer Pflanzen, heute beeindruckt es als Ausstellungsort mit seinen weiten Terrassen und Türmchen, die an italienische Renaissancevillen erinnern. Wir gehen weiter zu den Neuen Kammern, die ab 1771 aus einer früheren Orangerie zu einem prunkvollen Gästeschloss im Stil des späten friderizianischen Rokoko umgebaut wurden. Vergoldete Stuckaturen, Marmorsäulen und Deckengemälde zeigen, wie königlicher Empfang zu Friedrichs Zeiten aussah. Gleich daneben erhebt sich stolz die Historische Mühle – ursprünglich 1738 als Bockwindmühle errichtet, später ersetzt durch eine Holländerwindmühle und nach dem Krieg originalgetreu wieder aufgebaut.
Einer Anekdote nach war Friedrich der Große wenig begeistert von ihrer Nähe zu seinem Schloss, während der Müller auf sein gutes Windrecht pochte – heute freuen wir uns über das pittoreske Bild. Der Weg führt uns weiter zur Neptungrotte, die zwischen 1751 und 1757 nach Plänen von Knobelsdorff entstand und mit ihren Skulpturen des Meeresgottes ein reizvolles barockes Gartenspiel bildet. Nur wenige Schritte entfernt steht die Friedenskirche, die Friedrich Wilhelm IV. 1845 als ideale Synthese aus italienischer Klosterarchitektur und protestantischer Schlichtheit erbauen ließ. Die Kirche ist mit Säulenarkaden, Mosaiken und dem Campanile ein meditativer Gegenpol zu den Prachtbauten ringsum. Hier beenden wir den nördlichen Teil der Runde und wenden uns nach Süden.
Am Maschinenteich wartet Schloss Charlottenhof, das von 1826 bis 1829 als Sommerresidenz des Kronprinzen Friedrich Wilhelm nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaut wurde. Der klassizistische Bau mit seinen blauen Fensterläden, der an eine römische Villa erinnert, liegt ruhig inmitten weiter Rasenflächen und schattiger Bäume. Wer hier entlangschlendert, spürt noch immer den Geist von Schinkel und Lenné, die hier ein Ideal aus Kunst, Natur und Harmonie verwirklichten. Schließlich bringt uns der Lindenweg, gesäumt von alten Bäumen und begleitet vom Rascheln des Laubs, zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Für den Bezug der Geodaten der NSG und Gewässer, Biotopklassifikationen und weiterer Daten siehe
Literatur/Quellen